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Die Steinerne Chronik
In der ganzen Stadt sind noch heute Gebäude von vielen Bauepochen zu finden, die vom 12. bis zum 20. Jahrhundert errichtet wurden. Deshalb wird Saalfeld auch die Steinerne Chronik Thüringens genannt.
Vogtsitz, Kauf- und Tanzhaus, Apotheke
Aus der Zeit der Stadtgründung stammt das älteste Haus in Saalfeld, das keine Kirche war. Es wurde um 1180 in besonders guter Lage als Sitz des Stadtvogtes errichtet. Der Kaiser setzte den Vogt zur Verwaltung der Stadt ein – wie die folgenden Landesherren auch. 1468 kaufte die Stadt das Gebäude, um es als Kauf- und Tanzhaus sowie als Gerichtssaal zu nutzen, zusammen mit dem nebenan gelegenen oberen Rathaus. Doch als 1537 das neue, prächtige Rathaus gegenüber eingeweiht worden war, verlor der Verwaltungssitz an Bedeutung und wurde verkauft. Kurzzeitig diente das Turmhaus dann auch als Gefängnis, und 1681 wurde hier die Hofapotheke eingerichtet. 1880 brannte das Gebäude ab, wurde jedoch mit aus dem Feuer geretteten originalen Bauteilen aus der Romanik wieder aufgebaut. Es blieb die ganze Zeit über Apotheke – bis heute.
Gasthof, Schloss und Münze
Der Gasthof „Zum Storchennest“ war der älteste in Saalfeld. 1484 ging er für anderthalb Jahrhunderte in das Eigentum der einflussreichen Patrizierfamilie Boner über. Das stattliche Anwesen umschloss das Gasthaus, einen Hof anstelle des heutigen Parks und das dahinterliegende Haus in der Fleischgasse. Von 1602 bis 1610 wurde das Haupthaus umgebaut, es erhielt mit hohen Giebeln und verziertem Eingang sein Gepräge als Renaissancebau. In der zweiten Hälfte des 17. Jh. kaufte der sächsische Landesherr den Hof, der nun zum Schloss wurde. Hier residierte Herzog Johann Ernst von Sachsen-Saalfeld elf Jahre lang, bis 1691 das neue Schloss, das heutige Landratsamt, fertig wurde. Doch die Residenz wurde 1735 nach Coburg verlegt. In das „Alte Schloss“ zog für über hundert Jahre die überregional bedeutende Saalfelder Münzstätte ein, die seit 1551 im ehemaligen Franziskanerkloster ansässig war. Danach übernahm das Bergamt die „Alte Münze“. Im 20. Jh. wurden in den oberen Etagen auch Wohnungen eingerichtet. Der baulich abgesetzte Anbau in der Darrtorstraße wurde erst 1884 errichtet.
Ackerbürgerhaus und Bank
Der 1908/09 im Neobarock errichtete Neubau des Bankhauses Scheler, dessen Innenausstattung auch Elemente des Jugendstils zeigt, war seinerzeit einer der auffälligsten Geschäftsneubauten in Saalfeld. Dazu hatte Bankier Nicol Martin Scheler zwei zuvor selbständige Ackerbürgerhöfe gekauft. Seit dem Mittelalter lebten hier Handwerker, vor allem Bäcker und Fleischer. Das Bankhaus Scheler war die erste Privatbank in Saalfeld. Gegründet 1844, hatte es seinen Sitz am Saumarkt, Ecke Saalstraße. Als der Gründerzeitbau in der Darrtorstraße entstand, gehörte es bereits zur „Bank für Thüringen“ mit Hauptsitz in Meiningen. Juniorchef Alfred Scheler blieb jedoch Direktor. Er wohnte über den Geschäftsräumen. Danach wechselten die Bankhäuser mehrmals. Nach 1945 zogen zur Bauernbank auch das städtische Bauamt, die Handwerkskammer und der Kreisbaubetrieb ein, 1990 stattdessen die Raiffeisenbank.
Rathaus und Sparkasse
Am Ort der heutigen Sparkassen-Hauptstelle stand im 15. Jh. das obere Rathaus mit der Knabenschule im Hintergebäude. Mitte des 16. Jh. zog die Verwaltung in das neue Rathaus gegenüber und die Schule in das ehemalige Franziskanerkloster. Der folgende Hausbesitzer begründete 1587/88 eine lange Apothekerlinie, die um 1700 in die Saalstraße umzog. Danach wurde auf dem großen Anwesen, das bis an den Kirchplatz und die Fleischgasse reicht, neu gebaut – für die Mädchenschule und das Brauhaus. Das Vorderhaus kaufte 1927 die Stadtsparkasse – 1834 gegründet und seither im Rathaus ansässig. In den 1990er Jahren wurde die gesamte alte Bebauung auf dem ausgedehnten Areal abgerissen. Der Sparkassenneubau orientierte sich jedoch an den historischen Katastergrenzen, Höhenmaßen und Fassadengliederungen.